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Aus zwei Blickwinkeln

Als Landwirt hat Michael Schoder den elterlichen Betrieb übernommen. Als Hubschrauber-Pilot fliegt er seit bald fünf Jahren im eigenen Unternehmen.

Dass der junge Mostviertler Landwirt (er übernahm den Betrieb im August von seinen Eltern) auch ganz anders kann, beweist er, wenn sich ein weiteres Garagentor beim schmucken Vierkanter im Ortsteil Riesing öffnet. Dann kommt ein sauber geputzter roter Hubschrauber zum Augenschein. Der EC 120, ein einmotoriger Flieger mit Turbinenantrieb der deutsch-französischen Firma Eurocopter (510 PS Startleitung, max. 280 km/h schnell) ist seit bald fünf Jahren die liebste „Nebenbeschäftigung“ und das zweite Standbein für den jungen Bauern.

23 Jahre war Schoder alt, als er sich mit dem rund 80.000 Euro teuren Berufspilotenschein und einem eigenen Hubschrauber einen Traum verwirklichte. Mit der zeitgleich gegründeten Firma Air-Shuttle pilotiert er seither Privatpersonen und Firmenkunden durch die Luft.

„Es ist nach wie vor faszinierend, wenn ich in Aschbach starte und in einer Flughöhe von ca. 300 bis 500 Metern die Erde zu Gesicht bekomme“, schwärmt er. „Auch meine Fluggäste kommen dann aus dem Staunen meist nicht heraus!“ Für ihn ist es das ehrfürchtige Gefühl vor der Macht und Schönheit der Natur, die sich aus der Vogelperspektive anders zeigt als zu ebener Erde. „Auch wenn es mir nicht mehr so bewusst wird, erinnern mich die begeisterten Kommentare meiner Fluggäste immer wieder daran, wie schön wir es hier im Mostviertel haben“, verrät Schoder.

Viel Grün, viel Wald, gepflegte Felder und Wiesen. Das ist es, was der Blick aus den Fenstern zeigt. „Ein wenig erfüllt es mich dann auch mit Stolz, dass wir Landwirte einen nicht kleinen Anteil daran haben, dass es so ist, wie es ist“, ergänzt er und verweist auf den großen Fleiß jedes einzelnen Berufskollegen: „Dann ist es jede Stunde wert, die wir – wenn es die Ernte oder das Wetter gebieten – auch am Wochenende oder in der Nacht unserer Arbeit machen!“ Von den Feldern zum Futter für die Hühner.

In seinem Fall sind es rund 53 Hektar Grund, die Michael Schoder mit dankbarer Unterstützung seiner Eltern bewirtschaftet und pflegt. In einem geschlossenen Kreislauf produziert er dort zu einem Großteil das Futter für die hauseigenen 60.000 Masthühner. „Mein Vater hat vor Jahren damit begonnen, unsere eigenen Ernteerträge – überwiegend Weizen und Mais – als Grundlage für die Fütterung unserer Tiere zu verwenden. Nur einen Beimischteil, vor allem Vitamine, kaufen wir zu. Ich führe diese Tradition gerne fort, auch wenn wir damit ziemlich alleine auf weiter Flur sind. Schließlich funktioniert das sehr gut und wir können so ein Stück weit Nachhaltigkeit in unsere Arbeit bringen!“

Vielleicht einmal als „Christophorus-Pilot“

Wovon der sympathische junge Aschbacher Landwirt träumt, der mit Freundin Julia seit Jahren glücklich verbunden ist? „Dass ich in vielleicht 35 Jahren eine funktionierende Landwirtschaft an Kinder weitergeben kann und noch ganz oft unser schönes Land von oben sehnen darf!“

Ob er bis dahin auch als Berufspilot vielleicht in einem Christophorus-Rettungshubschrauber fliegt, die Frage lässt er offen. Wenn es sich im Betrieb mit viel Automatisation ausgeht, wäre er nicht abgeneigt. Schließlich herrscht dort um Piloten mit Flugerfahrung immer eine große Nachfrage. Die Kundenflüge sieht Michael Schoder daher nicht nur als Geschäftsmodell, sondern auch als Trainingsstunden, mit denen er vielen Menschen Freude bereiten kann.

Schließlich ist der Aufwand, den er als selbständiger Flugunternehmer tätigen muss, kein kleiner. Auf zwischen 20.000 und 50.000 Euro belaufen sich die vorgeschriebenen Wartungskosten (einmal im Jahr oder alle 100 Flugstunden). Dazu kommen noch einmal rund 20.000 Euro für Versicherungen.

Im Sinne größtmöglicher Sicherheit für sich und seine Passagiere sieht Michael Schoder die hohen Auflagen in der Luftfahrt als völlig gerechtfertigt. Mit angemessenen Flugpreisen - ab 450 Euro für bis zu vier Passagiere bei ca. 15 Minuten Flugzeit sieht er aber auch sein Dienstleistungsangebot als durchaus fair.

Und wenn der Mostviertler Hubschrauberpilot erklärt, dass man in einer halben Stunde von Seitenstetten zum Ötscher fliegen kann (und wieder zurück), ist eine Viertelstunde gar nicht so wenig. Aus Luftaufnahmen für die Zukunft lernen.

Eines wollte Michael Schoder noch erwähnt haben: „Im Rahmen der Hochwasser-Katastrophe bin ich heuer einen Tag über die schwer betroffenen Gebiete in Niederösterreich geflogen (Anm.: Bilder gibt es auf nön.at). Die Wucht der Zerstörung wird da oben ganz detailliert sichtbar. Man kann aber auch sehr gut erkennen, wo der Mensch bei der Verbauung Fehler gemacht hat, und wo man für die Zukunft lernen kann!“

NÖN
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