Hilfe für die Tiere in der Region – seit über 75 Jahren: An 365 Tagen im Jahr steht der Tierschutzverein St. Pölten dafür ein, Tieren ein würdiges, artgerechtes und sicheres Leben zu ermöglichen.
Dafür notwendig? Viele Extrameilen, wie die 24/7-Rufbereitschaft, durchwachte Nächte, intensivmedizinische Betreuung Hand in Hand mit regionalen Tierärztinnen und -ärzten sowie der volle Einsatz in häufig heiklen Einsätzen. Häufig mit an Bord: Unverständnis oder Ignoranz bis hin zu Aggression von außen.
Der Lösungsansatz? Präventive Vermittlungsangebote wie das neue „Tierische Klassenzimmer“, Unterstützung durch Spenden und Patenschaften – und das Aufrechterhalten der Vision einer lebenswerten Welt für alle Lebewesen.
„In Wahrheit ist Tierschutz ein Marathon“, weiß Tierschutzverein-Obmann Thomas Kainz. Im Sommer 2024 hat er den – jahrzehntelang intensivst engagierten – (heute Ehren-) Obmann Willi Stiowicek in dieser Position abgelöst.
„Es hört nie auf“, fügt Kainz noch hinzu. Konkret meint er wohl Fälle wie die Findel-Schildkröte mit gebrochenem Panzer, den winzigen Welpen im Plastiksackerl, die in einem Karton zusammengepferchte Rassekatzen-Familie – oder das Kaninchen, das bei klirrender Kälte alleine in einer zur Todeszelle mutierenden Box im Wald ausgesetzt wird: Denn was wie tierquälerische Mythen und Klischees aus den Achtzigern anmutet, ist für das Team vom Tierschutzverein St. Pölten täglicher Alltag.
Umso wertvoller ist das Engagement, das vom TSV STP an den Tag gelegt wird – von artgerechter Unterbringung, Zoopharmacognosy als sanfte Heilungsmethoden bis hin zum Vermittlungsangebot für Tierliebe von Kindesbeinen an im „Tierischen Klassenzimmer“.
Rund 1.000 tierische Schützlinge jährlich birgt, versorgt und vermittelt der Tierschutzverein St. Pölten. Zum Einzugsgebiet des Tierheims in der St. Pöltner Gutenbergstraße zählen knapp 600.000 Niederösterreicher:innen und alle Tiere vom NÖ-Zentralraum bis ins Mostviertel.
Dabei ist der Verein jederzeit dringend auf die Spendenbereitschaft von Menschen mit einem Herz für Tiere angewiesen. Besonders viel wert ist auch die Übernahme einer Patenschaft für ausgewählte „Langsitzer“ – also Hunde, die schwer oder prognostiziert gar nicht mehr vermittelt werden können – oder die Wunsch-Spezies. Das bringt dem TSV auch ein kleines Stück mehr Planbarkeit. Denn jeder gespendete Euro zählt. Und kommt direkt den tierischen Schützlingen in der Region zugute.
Mit 2 bis 3 Einsätzen pro Tag – bei den mehrmals jährlich stattfindenden, besonders belastenden Großabnahmen schon mal mit bis zu 50 verwahrlosten Tieren pro Einsatz – ist die integrierte Tierrettung das ganze Jahr über unterwegs. „Dazu ist unsere 24-Stunden-Hotline rund um die Uhr für Meldungen und Notrufe besetzt“, erklärt Tierheim-Leitung Victoria Bischhof.
Sie koordiniert nicht nur das fixe und dabei besonders erfahrene Team aus Tierpfleger:innen und weiteren Mitarbeiter:innen im Haus, sondern auch die Hilfe der beherzten Ehrenamtlichen. Letztere kommen etwa, um sich um besonders schüchterne oder geschwächte Katzen zu kümmern – oder um mit den Hunden Spazierenzugehen. Denn Gassigehen ist für Hunde mehr als ein wenig Bewegung in frischer Luft: Vielmehr nehmen sie zig Gerüche und weitere Eindrücke auf, üben sich im Sozialverhalten, lernen dazu und entwickeln sich. Tag für Tag.
Gerade die Tierheim-Schützlinge sind angewiesen auf diese Outdoor-Einheiten, um nach häufig schrecklichen Erfahrungen wieder in den Ausgleich zu kommen. Ohne freiwillige Helfer:innen wäre dieses möglichst artgerechte Tagesgeschäft niemals möglich.
Die Idee vom ab Sommer 2025 gänzlich neuen „Tierische Klassenzimmer“ hat TSV-Geschäftsführerin Alexandra Leitold als Impuls aus dem Ausland mitgebracht. Über Jahrzehnte hinweg engagierte sie sich u.a. in Spanien für Tierrettungen, in Wien hat sie das TierQuartier mitaufgebaut. Das „Tierische Klassenzimmer“ als Idee hat sie auf einer ihrer Reisen durch Deutschland entdeckt.
Als präventive Vermittlungsplattform im Tierschutzverein St. Pölten werden im ersten Schritt primär Schulen dazu eingeladen. In Kleingruppen und gut begleitet von den TSV-Expert:innen erfahren die Kinder Wissenswertes zu Bedürfnissen, Grenzen und Persönlichkeitsmerkmalen ihrer tierischer Mitlebewesen.
„Trotz aller Bemühungen der medienstarken Aufklärung, laufenden Information über Kanäle wie Newsletter und Social Media sowie persönlicher Beratung beobachten wir erschreckende Tendenzen“, führt Leitold aus. So scheint der illegale Welpenhandel – mit seinen Folgen schwerkranker und ausgesetzter Tiere – ebenso unvermindert zu blühen wie eine regelrechte Kitten-Flut: Immer noch wissen viele Tierhalter:innen nicht um ihre Pflicht, ihre freilaufende Katze kastrieren zu lassen.
Streunerkatzen, etwa in Siedlungen, wiederum werden zwar häufig beobachtet und sind bekannt. Trotzdem bemüht sich kaum jemand darum, diese Tiere verantwortungsvoll zu versorgen – und sie kastrieren zu lassen. „Als Ergebnis verzeichnen wir zahlreiche kranke und verletzte Kitten, die nicht lebensfähig sind“, fügt hier Victoria Bischof hinzu, die nur zu gut weiß, wovon sie spricht.
Denn immer wieder sind es ihre Hände, in denen Streuner-Kätzchen versterben – trotz tage- und nächtelanger Rundumversorgung, Fläschchen, Wärme und Liebe. Und apropos Liebe.
Dass es eine sehr spezielle Arbeit ist, der sie nachgehen, wissen alle, die für den Tierschutzverein St. Pölten tätig sind – ob haupt- oder nebenberuflich oder ehrenamtlich. Warum es bei all dem Stress und Ärger, zahlreichen ungeplanten Ereignissen, teils traumatischen Erfahrungen und vielen emotionalen Rückschlägen trotzdem immer weitergeht?
Weil unser ganzes Team, alle unsere Leute und dazu noch so viele beherzte Bürgerinnen und Bürger aus der Landeshauptstadt und unserem gesamten niederösterreichischen Einzugsgebiet mit Leib und Seele hinter der Sache stehen und das ist und bleibt unterm Strich die Liebe zu den Tieren – und unser kollektiver Wunsch, dass sich unser Bewusstsein dafür ändert, was echte Tierliebe ist.
Denn Tierschutz geht uns alle etwas an. Und dafür stehen wir auch weiterhin. Auch nach 75 Jahren Tierschutzverein St. Pölten – und gerne noch die nächsten 75 Jahre lang.
Obmann Thomas Kainz
Kontakt
Tierschutzverein St. Pölten Gutenbergstraße 26 3100 St. Pölten Telefon: 02742 772 72 24-Stunden-Tiernotruf: 0664 98 12 770 E-Mail: office@tsvstp.at
Fotos: ©Theo Kust