Unser Klima verändert sich und mit ihm die Vielfalt der Wetterphänomene. Diese Veränderung ermutigt auch bei der Gestaltung und Pflege unserer Gärten zu neuen Herangehensweisen.
Die NÖ-Umweltbewegung „Natur im Garten“ informiert über einfache und sinnvolle Wege zur Anpassung unserer Gärten an den Klimawandel, über wassersparendes Gärtnern und gibt Tipps von der Aussaat bis zur Ernte – denn durch gezielte Pflanzenauswahl und angepasste Pflege kann jeder persönliche Grünraum zur klimafitten Wohlfühloase werden
Wie bleibt Ihr Gartenboden gesund und produktiv?
Tipp 1 – Gesunder Boden als Grundlage des Pflanzenwachstums
Sind die Pflanzen gesund und vital, kommen sie besser mit den bevorstehenden Herausforderungen des Klimawandels zurecht. Der Boden gilt als Grundlage des Pflanzenwachstums. Daher ist auf eine gute Bodenpflege und eine schonende Bearbeitung zu achten. Ein gesunder Boden sollte locker und humos sein. Dann kann er entsprechend Wasser und Nährstoffe für die Pflanzen speichern und bei Bedarf bereitstellen.
Tipp 2 – Der natürliche Kreislauf
In naturnahen Gärten wird bei der Bewirtschaftung der Flächen Kreislaufwirtschaft praktiziert. Organische Abfälle, wie Laub, Rasenschnitt, Pflanzenreste, Küchenabfälle werden nicht entsorgt, sondern direkt im Garten verwertet. Entweder wird daraus wertvoller Kompost produziert oder direkt als Mulchmaterial im Garten eingesetzt, wie z.B.: Rasenschnitt oder gehäckseltes Schnittgut. Das spart CO2!
Wie können Sie effizient wässern und dabei Wasser sparen?
Tipp 3 – Richtig Gießen spart Wasser
Das Motto beim Gießen lautet „weniger ist mehr“: Gießen Sie seltener, dafür aber durchdringend mit einer höheren Wassermenge. Sollte der Boden schon ausgetrocknet sein, feuchten Sie ihn kurz an, warten etwas und gießen dann erst richtig. Der Boden ist sonst nicht in der Lage das Wasser aufzunehmen und es fließt oberflächlich ab. Das ist auch dann der Fall, wenn der Boden verschlämmt oder verdichtet ist – hier hilft oberflächliches Lockern.
Tipp 4 – Morgens gießen
Bewässern Sie – wenn möglich – frühmorgens, gezielt zum Wurzelbereich, das verringert die Verdunstung durch die Sonne. Morgens zu gießen, senkt den Hitzedruck für die Pflanzen, denn das Wasser hat auch einen kühlenden Effekt. Abendliches Gießen hingegen begünstigt Schnecken und Pilzkrankheiten.
Tipp 5 – Bewässerung zur Urlaubszeit
Gerade in der Urlaubszeit – oder wenn Zeitmangel vorliegt – sind Bewässerungsanlagen hilfreich. Auf die Erde verlegte Schläuche mit Löchern bzw. Tropfern befördern das Wasser direkt zu den Wurzeln. Sprühdüsen, die von oben die gesamte Pflanze beregnen, sind dagegen nicht empfehlenswert. Moderne Anlagen sind nicht nur zeitlich steuerbar, sondern auch mit Feuchtigkeitsfühlern ausgestattet. Alternativen zu den automatischen Bewässerungsanlagen sind z.B. Tonkegel, die konstant Feuchtigkeit abgeben und über höher aufgestellte Kübel mit Wasser versorgt werden.
Tipp 6 – Regenwasser ist gut für die Pflanzen
Regenwassernutzung ist eine ressourcenschonende, pflanzengerechte Alternative zur Verwendung von Trinkwasser. Klimafitte Gärtner und Gärtnerinnen sammeln und speichern Regenwasser im Garten und setzen es durch angepasstes Gießen sparsam ein. Gesammeltes Regenwasser ist nicht nur kostenlos – es ist kalkfrei und die meisten Pflanzen lieben das.
Tipp 7 – Achten Sie auf eine Ausstiegshilfe
Achten Sie auf eine tierfreundliche Gestaltung der Sammelbehälter mit Ausstiegshilfen. Unsere kleinen Gartenmitbewohner wie Igel, Maus und Co. suchen diese Wasserstellen ebenfalls auf. Sie kommen oft hinein, aber nicht mehr hinaus – und ertrinken. Ein Holzbrett bzw. ein dickerer Ast in dem wasserspeichernden Gefäß schafft Abhilfe. So können die Tiere selbständig wieder hinausklettern.
Warum ist Mulchen so wichtig für Ihren Garten?
Tipp 8 – Mulch, die schützende Decke
Der Boden, seine Bewohner und die Pflanzen sind sehr dankbar für eine Mulchschicht. Gut zugedeckt ist die Erde geschützt vor Austrocknung, Erosion, Extremwetterereignissen und Frösten. Gerade die für den Humusaufbau wichtigen Mikroorganismen brauchen feuchte Böden. Zusätzlich werden die Bodenorganismen durch das Mulchen mit organischer Nahrung versorgt, die sie umwandeln und in Form von Nährstoffen an die Pflanzen abgeben.
Tipp 9 – Mulchen hilft beim Wassersparen
Durch das Mulchen wird die Verdunstung verringert – Sie müssen also auch weniger Gießen – was sich gerade bei kleineren Pflanzgefäßen auf Balkon und Terrasse bemerkbar macht. Zum Mulchen eignen sich organische Materialien wie Rasenschnitt, Laub, Hanfschäben, Holzhäcksel, Stroh oder Schafwolle. Mineralische Materialien wie Sand und Kies oder Lavagestein können ebenfalls verwendet werden. Bei diesen Materialien auf einen dichten Bewuchs achten – damit sich die Oberfläche nicht zu stark aufheizt.
Wie gärtnert man nachhaltig und ertragreich?
Tipp 10 – Gesundes Gemüse ohne Transport
Durch den Anbau von Gemüse im eigenen Garten können lange Transportwege und große Mengen Verpackungen eingespart werden. Gleichzeitig werden ohne die Verwendung von chemisch-synthetischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln qualitativ hochwertige und geschmackvolle Lebensmittel direkt vor der Haustür produziert – frischer geht’s nicht.
Tipp 11 – Wassersparendes Gemüse
Frühgemüse wie Salat, Spargel, Frühkarotten, Erbsen oder Puffbohnen, haben eine relativ kurze Kulturdauer und benötigen das meiste Wasser vor dem Sommer. Die Ernte ist bei diesen Kulturen meist abgeschlossen, bevor die stärksten Hitze- und Trockenperioden beginnen. Gemüsearten aus südlichen Regionen wie Kürbis, Paprika, Artischocke oder Melanzani sind wärmeliebend und kommen auch mit trockeneren Bedingungen gut zurecht. Gemüse mit Speicherorganen oder tiefreichenden Wurzeln können Wasser aus tieferen Bodenschichten aufnehmen und sind so ebenfalls toleranter gegen Hitze und Trockenheit. Dazu zählen: Karotte, Zwiebel, Knoblauch, Porree, Rettich, Mangold, Wurzelpetersilie, Rote Rübe, Schwarzwurzel oder Kohlgewächse (außer Kohlrabi).
Tipp 12 – Jungpflanzen nicht verwöhnen
Schon bei der Jungpflanzenanzucht kann der Grundstein für eine bessere Trockenheitsverträglichkeit der Pflanzen gelegt werden. Dazu sollten sie möglichst trocken gehalten werden. Dann bildet sich ein dicht verzweigtes Wurzelsystem aus. Auch nach der Pflanzung im Freiland gilt – lieber seltener aber dafür durchdringend gießen.
Welche Kräuter gedeihen am besten unter trockenen Bedingungen?
Tipp 13 – Je trockener desto aromatischer
Mediterrane Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Salbei oder Oregano bevorzugen trockene, karge Standorte und lieben die Wärme und die Sonne. Daher kommen diese Vertreter mit wenig Feuchtigkeit gut zurecht, sie produzieren auf diese Weise sogar mehr ihrer aromatischen Inhaltsstoffe. Bei Neupflanzungen sollte die Gartenerde je nach Beschaffenheit mit Quarzsand oder Splitt abgemagert werden. Dadurch kann überschüssiges Wasser gut ablaufen.
Tipp 14 – Nahrungsquelle für Insekten
Die duftenden Blüten der Kräuter locken eine Vielzahl von nützlichen Insekten an und bieten eine wichtige Nahrungsquelle. Borretsch, Muskateller-Salbei oder Ysop sind nur einige eher unbekannte Vertreter, die wahre Insektenmagnete sind. Lassen Sie die Kräuter dafür blühen, indem Sie ein paar Triebe bewusst stehen lassen und nicht ernten.
Wie wählen Sie die richtigen Obstsorten für Ihren Garten?
Tipp 15 – Alte Sorten, Geschmack der Kindheit
Bei der Auswahl der richtigen Obstsorte sind regionale Baumschulen eine große Stütze. Die angebotenen Sorten sind an die jeweilige Region und das Klima angepasst. „Alte Sorten“ sind oft widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten, überzeugen durch ihren einzigartigen Geschmack und können Erinnerung an den Obstgarten der Großeltern wecken.
Tipp 16 – Auf den Standort achten
Jeder Obstbaum stellt andere Anforderungen an den Standort. Werden diese bei der Pflanzung berücksichtigt, können aufwendige Pflegemaßnahmen vermieden werden. Kirsche, Pfirsich und Marille bevorzugen trockene Böden mit einem sonnigen Standort. Apfel und Zwetschke gedeihen besser auf einem feuchten, nährstoffreicheren Boden.
Tipp 17 – Trockenheitsverträgliche Beerensträucher
Auch für besonders trockene und heiße Standorte gibt es Beerensträucher, die gut mit diesen Bedingungen zurechtkommen - ohne zusätzliche Bewässerung. Dazu gehören Sanddorn, Apfelbeere, Mispel, Kornelkirsche, essbare Ölweide, Haselnuss und Schlehe.
Wie beeinflussen Bäume und Sträucher das Mikroklima Ihres Gartens?
Tipp 18 – Gute Planung für heiße Sommer
Ein Naturgarten sollte vielfältig bepflanzt sein, bevorzugt mit heimischen und ökologisch wertvollen Pflanzen. Exotische Gehölze, welche aus feuchteren Regionen kommen, stoßen schnell an ihr Limit und gedeihen nur mit einem hohen Pflegeaufwand. Sind die Pflanzen hingegen an Standort und Boden angepasst, können auch trockene und heißere Jahre leichter überstanden werden und es muss nur selten gegossen werden.
Tipp 19 – Der Baum, die natürliche Klimaanlage
Bäume sind wertvolle Schattenspender und Klimaregulatoren im Garten. Ihr Laubdach senkt durch die Verdunstung von Wasser spürbar die Temperatur und erhöht gleichzeitig die Luftfeuchtigkeit. Ein Teil der Sonnenstrahlung kann nicht bis zum Boden durchdringen, sondern wird direkt an der Blattoberfläche reflektiert. Diese positiven Klimaeffekte sind nicht nur direkt unter dem Baum zu spüren, sondern verbessern das Mikroklima in der nahen Umgebung.
Tipp 20 – Hilfe bei der Baumarten – und Heckenauswahl
Der Kauf eines Baumes sollte ebenso wie der einer Hecke wohlüberlegt sein. Bedenken Sie Standortbedingungen, Höhe, Wuchsform und Ähnliches und wählen Sie dazu passende Bäume aus. Besonders wichtig ist bei der Auswahl die endgültige Höhe und Breite des Baumes – es ist ärgerlich, wenn der Baum nach wenigen Jahren an der Hauswand scheuert. Hilfe bei der Baumarten- und Heckenauswahl bieten die „Natur im Garten“ Online-Portale www.willbaumhaben.at und www.willheckehaben.at.
Wie fördert ein Kräuterrasen oder eine Blumenwiese die Biodiversität?
Tipp 21 – Zierrasenflächen gehören zu den Klimawandel-Verlierern
Trotz intensiver Pflege und Sorgfalt hält der beliebte grüne Teppich der immer stärker auftretenden Trockenheit und Hitze nicht mehr stand. So entstehen im Sommer immer häufiger staubige, sonnenverbrannte Flächen. Daher kann der „Englische Rasen“, der meist nur aus 3-4 Grasarten besteht, als einer der Verlierer des Klimawandels bezeichnet werden.
Tipp 22 – Kräuterrasen als wassersparende und pflegeleichte Alternative
Kräuterrasenmischungen bestehen aus robusten Gräsern und flachwachsenden Kräutern. Ihre Wurzeln ragen tief in den Boden. Dadurch sind sie bestens für Trockenperioden gewappnet. Durch das langsamere Wachstum muss weniger oft gemäht werden – etwa monatlich je nach Samenmischung und Regenmenge. Kräuterrasen kann begangen werden, aber weniger intensiv als ein Zierrasen.
Tipp 23 – Kräuterrasen als Nahrungsquelle und Lebensraum
Viele Vögel und Säugetiere wie beispielsweise der Igel suchen auf kurz gemähten Flächen ihr Futter in Form von Insekten. Die zahlreichen bunten Blüten im Kräuterrasen sind eine wichtige Nahrungsquelle und Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und viele weitere Insektenarten. Außerdem erfreuen sie zusätzlich unser Auge.
Insekten leben in einem 100 m2 Garten
Tipp 24 – Vom Zier- zum Kräuterrasen
Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Naturrasen anzulegen oder entstehen zu lassen. Der einfachste Weg ist, weniger zu tun! Reduzieren Sie die intensive Pflege eines Zierrasens wie das Gießen, Düngen und Mähen und lassen Sie die Natur walten. So werden Kräuter bzw. Samen, die sich bereits in der Rasenfläche befinden, gefördert und können sich langsam über die gesamte Fläche ausbreiten.
Tipp 25 – Blumenwiese anlegen ohne großen Aufwand
Um einen bestehenden Kräuterrasen, der bereits Wildkräuter enthält, in eine Blumenwiese zu verwandeln, wird die Fläche nur mehr 1-3 Mal im Jahr gemäht. Das Schnittgut wird nach dem Trocknen entfernt und so der Boden abgemagert. Dadurch siedeln sich durchschnittlich 4-5 neue Blumenarten pro Jahr neu an und so entsteht mit der Zeit eine artenreiche Blumenwiese.
Warum sollten Sie auf torfhaltige Erden verzichten?
Tipp 26 – Torffrei für den Klimaschutz
Verzichten Sie dem Artenschutz zuliebe auf torfhaltige Erden, denn durch den Abbau von Torf gehen einzigartige Feuchtbiotope unwiederbringlich verloren. Obwohl Moore und Feuchtgebiete nur 3 Prozent der Erdoberfläche ausmachen, speichern sie rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs, die durch den Abbau frei werden und in die Atmosphäre gelangen. Torffrei Gärtnern ist also gelebter Klimaschutz.
Tipp 27 – Blumenerde selbst herstellen, eine klimaschonende Alternative
1/3 Gartenerde (oder Erde von Maulwurfshügeln), 1/3 reifer Kompost und 1/3 Quarzsand ergeben eine Standardmischung. Wollen Sie das Absacken der Erde im Hochbeet oder Balkonkasten reduzieren, sorgen Sie hiermit für mehr Strukturstabilität: 1 Teil Gartenerde, 2 Teile reifer Kompost und 2 Teile Ziegelsplitt, Lava- oder Tongranulat. Beide Mischungen werden mit organischem Langzeitdünger aufgedüngt.
Wie verwandeln Sie kleine Flächen in lebendige Gärten?
Tipp 28 – Kühlende Wirkung auf Balkon & Terrasse nutzen
Je grüner eine Terrasse oder ein Balkon, umso kühler und angenehmer ist es dort an heißen Sommertagen. Auch Pflanzen in Trögen und Töpfen kühlen durch Beschattung und Verdunstung die Umgebung, dadurch entsteht ein deutlich besseres Mikroklima. Töpfe, Hoch- und Tischbeete sind bestens geeignet, um gepflasterte Flächen zu begrünen. Bedenken Sie auf Balkonen immer die Traglast der Balkonkonstruktion, vor allem, wenn Sie große Hochbeete mit viel Erde nutzen wollen.
Tipp 29 – Trockenkünstler für Balkon und Terrasse
Für vollsonnige Lagen wie südseitige Balkone empfehlen sich pflanzliche Trockenkünstler. Auch auf kleinstem Raum ist Platz. Viele der beliebten Küchenkräuter wie Rosmarin und Lavendel stammen aus dem sonnigen Süden und lieben die Hitze – perfekt für einen Platz am Fensterbrett. Heimische Wildstauden wie Kartäusernelke, Leimkraut, Schafgarbe und Wilder Thymian bieten zusätzlich Nahrung für viele Insektenarten.
Tipp 30 – Wassertankstelle für Tiere
Denken Sie an eine Tränke oder Wasserschale, aus der sich Insekten, Vögel und Kleintiere bedienen können. Mit Sumpf- oder Wasserpflanzen begrünte Kübel können als „Miniteiche“ ein wertvolles Biotop sein und Tieren Gelegenheit zum Trinken bieten.
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Lust bekommen, Ihren Garten in eine klimafitte Wohlfühloase zu verwandeln und aktiv zu Klimaschutz und Förderung der Artenvielfalt beizutragen?
Weitere Informationen und viele zusätzliche Tipps für ein klimafittes und naturnahes Gärtnern finden Sie unter www.naturimgarten.at/gartenwissen/broschüren-und-infoblätter
Für Fragen aller Art steht zudem das „Natur im Garten“ Telefon zur Verfügung:
+43 (0) 2742/74 333 gartentelefon@naturimgarten.at www.naturimgarten.at/sommerzeit